Ausländer in Deutschland und Taiwan

[quote=“touduke”]
hannes, ein großer Teil der in Taiwan lebenden Ausländer ist Lebensbedingungen ausgesetzt, die in Deutshchland als menschenunwürdig gelten würden. Diese Leute haben kaum eine Öffentlichkeit.
Über Medien kriegt von den Umständen nur am Rande mit und viele Taiwaner sind extrem ignorant was das Thema angeht. Dazu hab ich in meinen Jahren hier einige Geschichten erlebt.[/quote]

Es ist nicht alles voellig falsch, was touduke schreibt, nur viel zu harsch. Die Missstaende betr. der asiatischen Gastarbeiter werden tatsaechlich nur selten in der breiten Oeffentlichkeit diskutiert, sondern mehr im akademischen Bereich. Zahlreiche Konferenzen beschaeftigen sich mit dem Thema, dort habe ich Vertreter der Immigrtionsbehoerde getroffen, die sich der Problematik bewusst und um Besserungen bemueht sind. In der breiten Oeffentlichkeit werden solche Schwierigkeiten nur dann wahrgenommen, wenn es zu Zwischenfaellen kommt. Das liegt aber weniger an Auslaenderfeindlichkeit, sondern an der zumeist platten und flachen Medienwelt in Taiwan. Leider orientieren sich taiwanesische Medien mehr an Hongkong und amerikanischen Auswuechsen als an Nordeuropa. Auch dieses Thema wird leider nur in der akademischen Welt kritisch beobachtet.
Taiwan hat leider in einigen Bereichen Probleme bei der Umsetzung von Gesetzen. In der Naehe meiner Wohnung ist beispielsweise eine solche von touduke beschriebene Auslaenderunterkunft. Warum kenne ich sie als Auslaender aber nicht die Polizei? Warum nicht andere Bewohner der community (selbst auf meine Rueckfrage)?

Deswegen ist aber nicht gleich “ein grosser Teil der in Taiwan lebenden Ausländer (…) Lebensbedingungen ausgesetzt, die in Deutshchland als menschenunwürdig gelten würden”. Ich treffe in Firmen auch ausreichend Gegenbeispiele, in meiner community leben Taiwanesen, die ihren Pflegekraeften Nebentaetigkeiten erlauben, damit sie mehr Geld verdienen koennen. Asiatische Gastarbeiter gehoeren zu einer niedrigen sozialen Schicht, auch Taiwanesen aus niedrigen gesellschaftlichen Schichten leben hier nicht wirklich in einem Paradies. maW das ist eher ein Sozial- als ein Auslaenderproblem.

Ich habe ein Semester Studenten aus Gambia unterrichtet. Zu meinem grossen Bedauern wuerden sie vermutlich jeder Bemerkung von touduke zustimmen, einige ihrer Geschichte haben mich nachdenklich gestimmt. Ihnen begegnete keine koerperliche Gewalt, aber viel offene Verachtung - wohl eher aus Unwissenheit und Plattheit.

Manchmal habe ich bei toudukes Beschreibungen ueber taiwanesisches Verhalten das Gefuehl, dass er schlichtweg einiges misinterpretiert. Wie die meisten Deutschen fuehle ich mich jedenfalls wohl hier. Ich verstehe auch nicht, warum jemand, der Taiwan so ablehnt, nicht einfach das Land verlaesst. Aber vielleicht verstehe ich toudukes Bemerkungen falsch. Im Gegensatz zu vielen hier lebenden Auslaendern scheint touduke (mindestens passabel) Chinesisch zu sprechen, eigentlich die beste Voraussetzung, um hier zufrieden zu leben.

Ebensowenig ist toudukes Deutschlandbild voellig falsch, wenn auch zu rosig. Auf Konferenzen streite ich mich gerne mit Taiwanesen, die behaupten, Amerika und Taiwan seien Immigrationslaender, waehrend Deutschland bekannterweise sehr geschlossen sei, weil eben mal vor ein paar hundert Jahren viele Auslaender in Amerika und Taiwan eingewandert seien. Ich stelle dann gerne die These auf, dass die vor 400 Jahren eingewanderten Taiwanesen heute keine Migranten mehr sind und stelle mal ein paar Statistiken ueber das “ach so rassistische” Europa vor. Komisch, dass sich gerade DPP-Vertreter als Migranten betrachten. Die Vertreter sind oft erstaunt ueber das deutsche Verhaeltnis 82:14,3 Millionen.
Meine taiwanische Frau hat 10 Jahre in Deutschland (einschliesslich im Osten) gelebt, ohne verpruegelt und angegriffen zu werden, allerdings immer mal begegneten ihr etwas duemmliche Ueberlegenheitsgefuehle. Es ist Unsinn, dass Auslaender in Deutschland ueberall und dauerhaft gefaehrdet seien.

So zu Abschied was richtig Plattes: Kann mal jemand den Taiwanesen Autofahren lehren? Der Verkehr ist naemlich wirklich das einzige, was mich hier zur Weissglut bringt.

hiker, ich hab hier in diesem thread ein paar highlights der betreffenden Gesetzte eingepastet.
Es stimmt nicht, dass die miesen Umstände in denen viele blue collars hier leben müssen auf die laxe Anwendung von Gesetzen zurückzuführen sind. Die Anwendung von Gesetzen ist zwar ein generelles und interessantes Problem hier auf der Insel (es gibt zum kulturell bedingten Umgang mit Gesetze grad einen interessanten thread im Englischen Forum), bei den Lebensbedingungen der blue collars ist es aber andersrum, die sind direkt auf die Gesetze zurückzuführen.

Es sind die gesetzlichen Bestimmungen selbst, die für menschenunwürdigen Umstände verantwortlich sind:
Die Leute werden Unterkünfte zugewiesen, es gibt kein Recht auf die Wahl eines eigenen Wohnraums.
Die Leute haben keine Recht auf Familienzusammenführung. In den Arbeitsjahren in Taiwan ist Familienleben verboten. Die Leute dürfen in ihrer Zeit in Taiwan nicht heiraten. Ein zusätzliches Problem ist, dass die Gesetze ungenau sind und somit Willkür Vorschub leisten. Arbeitsbedingungen, Urlaub, Arbeitsstunden hängen von der Laune des Bosses ab. Es ist für die Leute sehr schwer sich gegen Missbrauch zu wehren, da sie jederzeit aus dem Land geschmissen werden können.
Blue collars werden schlichtweg ausgebeutet und es besteht “keine Gefahr” dass sie sich in Taiwan permanent niederlassen oder in irgendeiner Form Einfluss auf das Land ausüben.

Aber was solls! Taiwaner sind alle so freundlich und süß! Und die lachen auch immer!
Also mal ehrlich, wems hier nicht passt, dem ist nicht zu helfen, der kann ja gehen.
Die Menschen hier denken und empfinden anders als wir Westler. Sie können es nicht verstehen, wenn Gäste mit Argumenten ankommen oder - Gott bewahre! - auf Fakten oder konkrete Umstände verweisen.

Mal ganz konkret: Probleme mit der Art und Weise wie die Menschen hier Auto fahren?
Mann mann mann hiker, du musst noch viele lernen. Deine überhebliche Tour den Leuten hier deine Vorstellungen aufzwingen zu wollen, die Selbstverständlichkeit mit der du dich selbst hier in den Mittelpunkt stellst ist ein echter Hammer!
Aber um ganz ehrlich zu sein. Ich hab auch ein persönliches Problem hier in Taiwan.
Waruuuum gibt’s hier keine Bounty-Riegel??? Ich leide! Ich zittere! Jahrelanger Entzug!
Das ist gemein! Das machen die Taiwaner extra!

[quote=“touduke”]hiker, ich hab hier in diesem thread ein paar highlights der betreffenden Gesetzte eingepastet.
Es stimmt nicht, dass die miesen Umstände in denen viele blue collars hier leben müssen auf die laxe Anwendung von Gesetzen zurückzuführen sind. Die Anwendung von Gesetzen ist zwar ein generelles und interessantes Problem hier auf der Insel (es gibt zum kulturell bedingten Umgang mit Gesetze grad einen interessanten thread im Englischen Forum), bei den Lebensbedingungen der blue collars ist es aber andersrum, die sind direkt auf die Gesetze zurückzuführen.

Es sind die gesetzlichen Bestimmungen selbst, die für menschenunwürdigen Umstände verantwortlich sind:
Die Leute werden Unterkünfte zugewiesen, es gibt kein Recht auf die Wahl eines eigenen Wohnraums.
Die Leute haben keine Recht auf Familienzusammenführung. In den Arbeitsjahren in Taiwan ist Familienleben verboten. Die Leute dürfen in ihrer Zeit in Taiwan nicht heiraten. Ein zusätzliches Problem ist, dass die Gesetze ungenau sind und somit Willkür Vorschub leisten. Arbeitsbedingungen, Urlaub, Arbeitsstunden hängen von der Laune des Bosses ab. Es ist für die Leute sehr schwer sich gegen Missbrauch zu wehren, da sie jederzeit aus dem Land geschmissen werden können.
Blue collars werden schlichtweg ausgebeutet und es besteht “keine Gefahr” dass sie sich in Taiwan permanent niederlassen oder in irgendeiner Form Einfluss auf das Land ausüben.

Aber was solls! Taiwaner sind alle so freundlich und süß! Und die lachen auch immer!
Also mal ehrlich, wems hier nicht passt, dem ist nicht zu helfen, der kann ja gehen.
Die Menschen hier denken und empfinden anders als wir Westler. Sie können es nicht verstehen, wenn Gäste mit Argumenten ankommen oder - Gott bewahre! - auf Fakten oder konkrete Umstände verweisen.[/quote]

Das wissen die Leute doch alle schon vorher. Wer nicht ohne Familie leben kann, sollte halt besser nicht nach Taiwan kommen, sondern beim Aufbau seines eigenen Landes mithelfen. Es gehoert zu den unangenehmsten (aber leider auch allzu menschlichen) Eigenschaften, sich nach einiger Zeit ueber Sachen beschweren zu wollen, die doch schon von vornherein klar waren und akzeptiert worden sind. Jeder, der Angst vor Ausbeutung hat, kann gern einen sozialistischen Staat in seiner Heimat einrichten oder nach Nordkorea emigrieren.
Was anderes ist tatsaechlicher Missbrauch. Sprich erzwungene Mehrarbeit ohne Freizeitausgleich oder koerperliche/seelische/sexuelle Gewalt. Aber dagegen gibt es auch in Taiwan Gesetze.

Wenn Dir die Freundlichkeit und das Laecheln der Taiwaner auf die Nerven geht, solltest Du vielleicht mal wieder auf ein, zwei Jahre nach Deutschland gehen - so kann man Dinge wieder schaetzen lernen, deren Alltaeglichkeit einem sonst nicht mehr auffaellt.

Nordkorea als Beispiel von “nicht Ausbeutung” zu nennen ist :loco: . Wenn ich in Taiwan 12 Stunden arbeiten muesste fuer 26k waere ich auch nicht mehr hier. Bis auf den Verkehr (jaja ich weiss) gefaellt es mir und nach Deutschland wuerd ich sowieso nicht zurueck. Der Spiegel hat heute geschrieben das die meisten V Maenner in der NPD in der Fuehrung sindl… :doh: scheinbar krieren die Bundesregierung ihre eigenen Nazis… alles sehr merkwuerdig.

In Nordkorea regiert das Volk, das sich in Person des grossen Fuehrers wuerdevoll repraesentiert sieht. Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ist im Sozialismus ueberwunden. Kleinere Anlaufprobleme wie Hungerkrisen und Nepotismus sollten nicht den Blick verstellen auf das glanzvolle Endziel.

Beim ersten NPD-Verbotsversuch kamen auch ein paar Insider zu Wort. Die meisten V-Maenner kokettieren demnach in den eigenen Kreisen mit ihrer Spitzelverwendung. Ist ja auch clever: Zu viele V-Maenner bedeuten offenbar einen gewissen Schutz vor Parteiverbot. Ab und an gibt man ein paar vorher auserlesene Infos weiter. Tatsaechliche heisse Sachen (Zwickauer Zelle) behaelt man fuer sich. Am Ende gibt es vielleicht sogar noch finanzielle Anreize und bei Straftaten gewisse Immunitaet…

ich betone nochmals: Ich hatte nie eine enttaeuschte Liebesbeziehung mit touduke, weiss daher auch nicht, warum ich ein rotes Tuch fuer ihn bin.

das war jetzt sarkasmus oder?

das war jetzt sarkasmus oder?[/quote]

Nein. Ich bin ein der deutschen Sprache maechtiger nordkoreanischer Gastarbeiter…
Schon Deine Frage zeigt, dass Du zuviel Umgang mit Taiwanern pflegst :wink:

Super, dann kann ich mich ja in Nordkorea Fragen an dich wenden oder?

Always. Allerdings stehe ich unter Elektrowellenbestrahlung, wie auch der PFP-Vizepraesidentschaftskandidat. Ich bin daher in meinen Auesserungen nicht unabhaengig.

:slight_smile:

NeiHu - ich finde einiges was du schreibst ja ganz schön heftig, aber immerhin lassen deine Ausführungen den Schluss zu dass du akzeptierst, dass in Taiwan Gesetze existieren, die aus der Not (missliche Lage im Heimatland) der blue collar worker Kapital schlagen.
Gehen dir die Rechte und Möglichkeiten, die Gastarbeiter in Deutschland hatten zu weit?

Mir geht es um einen Vergleich zwischen Deutschland und Taiwan was Ausländer anbetrifft, und da sind die Gesetze, die den Umgang mit Ausländern regeln (im Moment geht’s um blue collar worker) ein wichtiger Punkt.

Wir können ja auch mal gucken wie es den “anderen Ausländern” geht, d.h. den nicht blue collar workern.
Da gibts in Taiwan einmal die Gruppe der Englischlehrer, dann die Gruppe der gekauften Asiatinnen und dann noch ein paar tausend Leute die mit Taiwanern/Taiwanerinnen verheiratet sind und ach ja, dann noch die Ausländer, die ein Permanent Resident Certificate haben. Wenn ich das richtig sehe sind die letzten beiden Gruppe die einzigen, die selbst bestimmen können wie lange sie in Taiwan bleiben.

hiker, ich habe absolut gar nichts gegen dich, weiß nicht wieso du so was denkst.

Das ist ein falscher Schluss. Taiwan macht Gesetze fuer Gastarbeiter und bietet diese an. Wer darauf eingeht, soll sich hinterher nicht beschweren. Beschweren kann man sich nur, wenn diese Gesetze gebrochen werden. Dafuer sollten die twn. Arbeitgeber zur Rechenschaft gezogen werden, was zuweilen nicht ideal funktionieren mag.

Das hat damit nichts zu tun. Deutschland hat halt andere Gesetze erlassen. Auch hier stand es den Gastarbeitern offen, diese anzunehmen oder nicht. Wenn unsere Gesetze “menschlicher” waren, lag es vielleicht daran, dass wir mehr bieten mussten oder dass wir aufgrund unserer Vergangenheit ein permanent schlechtes Gewissen hatten (haben).

[quote=“touduke”]Mir geht es um einen Vergleich zwischen Deutschland und Taiwan was Ausländer anbetrifft, und da sind die Gesetze, die den Umgang mit Ausländern regeln (im Moment geht’s um blue collar worker) ein wichtiger Punkt.

Wir können ja auch mal gucken wie es den “anderen Ausländern” geht, d.h. den nicht blue collar workern.
Da gibts in Taiwan einmal die Gruppe der Englischlehrer, dann die Gruppe der gekauften Asiatinnen und dann noch ein paar tausend Leute die mit Taiwanern/Taiwanerinnen verheiratet sind und ach ja, dann noch die Ausländer, die ein Permanent Resident Certificate haben. Wenn ich das richtig sehe sind die letzten beiden Gruppe die einzigen, die selbst bestimmen können wie lange sie in Taiwan bleiben. [/quote]

Okay, Taiwan hat rigidere Gesetze. Taiwan hat auch noch die Todesstrafe und verhaengt bei Korruptionsfaellen gern mal mehr als zehn Jahre.
Dass die meisten Auslaender “nicht selbst bestimmen koennen, wie lange sie hier bleiben duerfen” - ja und? Absolute Freizuegigkeit fuer alle und ueberall? In welcher illusorischen Welt lebst denn Du? Abgesehen davon: In Deutschland ausgebildete Taiwaner duerfen nach Beendigung ihres Studiums auch nur in den seltensten Faellen noch etwas verbleiben.

hiker, ich hab hier in diesem thread ein paar highlights der betreffenden Gesetzte eingepastet.
Es stimmt nicht, dass die miesen Umstände in denen viele blue collars hier leben müssen auf die laxe Anwendung von Gesetzen zurückzuführen sind. Die Anwendung von Gesetzen ist zwar ein generelles und interessantes Problem hier auf der Insel (es gibt zum kulturell bedingten Umgang mit Gesetze grad einen interessanten thread im Englischen Forum), bei den Lebensbedingungen der blue collars ist es aber andersrum, die sind direkt auf die Gesetze zurückzuführen.

Es sind die gesetzlichen Bestimmungen selbst, die für menschenunwürdigen Umstände verantwortlich sind:
Die Leute werden Unterkünfte zugewiesen, es gibt kein Recht auf die Wahl eines eigenen Wohnraums.
Die Leute haben keine Recht auf Familienzusammenführung. In den Arbeitsjahren in Taiwan ist Familienleben verboten. Die Leute dürfen in ihrer Zeit in Taiwan nicht heiraten. Ein zusätzliches Problem ist, dass die Gesetze ungenau sind und somit Willkür Vorschub leisten. Arbeitsbedingungen, Urlaub, Arbeitsstunden hängen von der Laune des Bosses ab. Es ist für die Leute sehr schwer sich gegen Missbrauch zu wehren, da sie jederzeit aus dem Land geschmissen werden können.
Blue collars werden schlichtweg ausgebeutet und es besteht “keine Gefahr” dass sie sich in Taiwan permanent niederlassen oder in irgendeiner Form Einfluss auf das Land ausüben. …

Aber um ganz ehrlich zu sein. Ich hab auch ein persönliches Problem hier in Taiwan.
Waruuuum gibt’s hier keine Bounty-Riegel??? Ich leide! Ich zittere! Jahrelanger Entzug!
Das ist gemein! Das machen die Taiwaner extra![/quote]

Welche gesetzlichen Bedingungen sind dies? Nenne mir ein solches Gesetz konkret, nicht so abstrakt.
Grundsaetzlich geniessen auch Gastarbeiter den (nicht besonders ausgepraegten) Schutz des taiwanesischen Arbeitsrechtes in Bezug auf Arbeitszeit, Urlaub etc. Gerade Arbeitszeiten und Urlaub sind in Taiwan eindeutig geregelt. Da gibt es formaljuristisch ueberhaupt keinen Raum fuer sogen. Willkuer. Praktisch gelten die Regelungen aber auch gegenueber Taiwanesen nicht - das ist aber die Frage der Umsetzung. Mal so nen Geheimtipp: Auch deutsches Arbeitsrecht wird gerade in den strukturschwachen Regionen flaechendeckend gebrochen.
“Die Leute haben kein Recht auf Familienzusammenfuehrung”. Muss ich ehrlich gesagt passend, wuerde aber der Gesetzessystematik nicht widersprechen. Gastarbeiteraufenthalte sind hier immer befristet. Darueber hinaus sind die meisten Gastarbeiter eher junge Leute. Damit besteht kein Bedarf an Familienzusammenfuehrung.

Teilweise versucht die Regierung der Knebelung durch die Broker, die die Hauptursache der schlechten Bedingungen sind, zu begegnen. Wird eine neue Regelung zugunsten der Gastarbeiter eingefuehrt, wird sie recht schnell umgangen. Diese Knebelung ist ein faktisches Problem, das schlecht mit rechtlichen Mitteln bekaempft werden kann.

Ich widerspreche Dir ja nicht grundsaetzlich, nur sind Deine Ansichten zu extrem ausgepraegt. Fuer Dein Bounty-problem empfinde ich tiefes Mitleid, mir geht es mit deutschem Wein so. Uebrigens habe ich Dich auch lieb.

hiker

[quote]Okay, Taiwan hat rigidere Gesetze. Taiwan hat auch noch die Todesstrafe und verhaengt bei Korruptionsfaellen gern mal mehr als zehn Jahre.
Dass die meisten Auslaender “nicht selbst bestimmen koennen, wie lange sie hier bleiben duerfen” - ja und? Absolute Freizuegigkeit fuer alle und ueberall? In welcher illusorischen Welt lebst denn Du? Abgesehen davon: In Deutschland ausgebildete Taiwaner duerfen nach Beendigung ihres Studiums auch nur in den seltensten Faellen noch etwas verbleiben.[/quote]

Nö, keine absolute Freizügigkeit für alle und überall - was soll denn der Quatsch? Es geht mir darum, dass Deutschland offener für Ausländer ist als Taiwan und das hast du ja auch in deinem Beitrag bestätigt.

hiker, ah super ich hatte schon Angst du findest mich doof! Jetzt gehts mir gut.
Ich hab in diesem thread schon Hinweise zur gesetzlichen Lage der foreign blue collars und foreign domestic helpers eingepastet, schau mal auf Seite 1 oder 2.

Du meinst die ausländischen Fabrikarbeiter.
Was ist mit den ausländischen “domestic workers”?
Dazu hab ich in diesem thread schon was eingefügt, ich mach es für dich noch mal:
http://rm.rdo.fju.edu.tw/rdar/uploads/Image/P18.pdf
oder
http://www.smc.org.ph/misa/uploads/country_reports/1285920042.pdf

[quote]According to the Council of Labor Affairs, the average daily working hours of foreign caregivers
is as high as 12.5 hours. Long working hours and low wages “compensate for” the defects in Taiwan’s healthcare system. The Council of Labor Affairs, in April 1998, once sought to broaden the application of the Labor Standards Law to include domestic workers, but withdrew the proposal in January 1999. Without the protection of the Labor Standards Law, domestic workers do not have guarantees in working hours, sick leaves, vacation and other working conditions, nor do they have a fixed job description.[/quote]

Sieht nicht so aus als ob der Schutz des taiwanesischen Arbeitsrechtes in Bezug auf Arbeitszeit & Urlaub usw. da voll durchschlägt.

Besten Dank.

“Nö, … Es geht mir darum, dass Deutschland offener für Ausländer ist als Taiwan und das hast du ja auch in deinem Beitrag bestätigt.”

Das habe ich nicht so gesagt. Tw und D sind einfach nicht zu vergleichen, das waeren Aepfel mit Birnen gleichzusetzen. Pflegekraeften sind in der Tat nicht dem Arbeitsrecht unterworfen, deswegen meine Einschraenkung “grundsaetzlich”.

Der erste von Dir zitierte Beitrag vermengt dennoch rechtliche Missstaende und fehlende Umsetzung. Der Verweis auf die US Tier II-Liste ueberzeugt mich nicht uebermaessig. Was den Schutz ihrer Migranten und ihrer AN-Rechte geht, waere es besser, wenn die USA zuerst ihre eigene Situation evaluieren. Aus amerikanischer Sicht ist auch Deutschland rassistisch und die Lage der Auslaender mehr als misslich.

Wie gesagt, bei den einzelnen Fakten widerspreche ich Dir selten, nur Deine Schlussfolgerungen in Betreff auf Taiwan sind mir (und vermutlich anderen ebenso) zu harsch. Einige (gerade aus den englischsprachigen Threads) setzen manchmal ein Idealbild ihres eigenen Landes gegen die tatsaechlichen Verhaeltnisse in Taiwan. Das deutsche Arbeitsrecht ist nicht so toll wie Du moeglicherweise denkst, es gibt viele Moeglichkeiten, seinen Schutz leer laufen zu lassen.

Bei einer Ansicht stimme ich auch nicht zu. Es ist nicht so, dass Taiwan nicht konfrontationsfaehig ist. Im Gegenteil, manchmal in der Oeffentlichkeit eher zu viel des Guten. im Vergleich zur politischen Debatte mit Deutschland ist Taiwan geradezu brutal. Auf Konferenzen streite ich mich oft mit Kollegen, weil mir ihre Ansichten in Bezug auf Europa und Amerika zu lebensfern sind. Ich habe an Konferenzen teilgenommen, bei denen 5 Leute verbal auf mich eingepruegelt haben - und dann zum Bier eingeladen. Ich kann zumindest meinen Seniorpartner kritisieren, muss dabei lediglich auf den Ton achten. Er ist oft bereit, meiner Ansicht zu folgen.

hiker

[quote=“touduke”]
Nö, keine absolute Freizügigkeit für alle und überall - was soll denn der Quatsch? Es geht mir darum, dass Deutschland offener für Ausländer ist als Taiwan und das hast du ja auch in deinem Beitrag bestätigt. [/quote]

Ja, das ist hinsichtlich der Gesetzeslage wahrscheinlich wahr - obwohl ich dazu keine juristischen Studien angestellt habe.
Aber anders als Du, finde ich - sollte man damit keine Wertung verbinden. Verschiedene Gesetzeslage haben ihre Vor- und Nachteile. Als Vertreter einer Human Rights NGO mag man es kritisieren, dass die Gastarbeiter nach sechs Jahren spaetestens das Land verlassen muessen und auch ihre Ehepartner und Kinder nicht nachholen duerfen. Unter vielen anderen Gesichspunkten mag das aber sehr sinnvoll sein. Zudem gefaellt mir nicht, dass Du versuchst, diese gesetzlichen Regelungen mit Rassismusvorwuerfen zu verbinden.

[quote]Zudem gefaellt mir nicht, dass Du versuchst, diese gesetzlichen Regelungen mit Rassismusvorwuerfen zu verbinden.[/quote] Moment, hab ich das? Wo denn? Ich hab etwas in die Richtung geschrieben dass es für Menschen mit europäischem Aussehen IMO in Taiwan keine Probleme mit Rassissmus gibt, dass es aber ganz anders ist wenn man dunklere Haut hat. Meinst du das? Siehst du das anders?

Du vermischst die Sachen.
Du schreibst z.B: [quote]“I thought “today’s situation in Taiwan would be a dream come true for European racists”. Those anti-immigration folks who want to send foreigners back to “their countries” and might vote for right wing parties in the UK, Belgium, the Netherlands, Germany etc would gladly accept their countries to be a place like Taiwan …”[/quote]
Vermischung der gesetzlichen Bestimmungen fuer Einwanderer mit unterstelltem Rassismus.

Im uebrigen scheint es mir zuweilen, als ob die allgemein in Taiwan anzutreffende Geringschaetzung fuer einfache koerperliche Arbeiten der eigentliche Hauptgrund fuer Diskriminierung ist, nicht jedoch die Hautfarbe. Weisse Auslaender machen nun mal in der Regel “Geistesarbeit”. Wenn wir die Strasse pflastern und Indonesier dafuer Unterricht geben wuerden, wuerde es wahrscheinlich eine Verschiebung geben.

Hä? Ich unterstelle dass Rassisten in Europa Rassisten sind. Ich unterstelle weiterhin, dass die augenblickliche Situation von Ausländern in Taiwan diesen oben genannten Rassisten in Europa gefallen würde. Ich schreibe in dem Zusammenhang auch (in einem von dir grad hier nicht mit eingefügten Teil) etwas dazu, wie ich den Umgang der Menschen in Taiwan mit Ausländern sehe. Hier noch mal das gesamte Zitat und fettgedruckt was ich grade meinte.

[quote]I thought “today’s situation in Taiwan would be a dream come true for European racists”. Those anti-immigration folks who want to send foreigners back to “their countries” and might vote for right wing parties in the UK, Belgium, the Netherlands, Germany etc would gladly accept their countries to be a place like Taiwan, a place with few foreigners, where a big group of these foreigners is send home after a 1 or 2 year stay and the others are a tiny scattered minority and more a less a freak show. I bet that in such a situation most racist assholes in those European countries (or everywhere else) would gladly smile at a foreign face and engage in a little small talk praising language skills and the proper way of munching a sausage.
Basically every insecure xenophobe would start to hate something else.

I am not saying that all those nice Taiwanese smiling at us, praising our Chinese stammering etc. are racists or right wing folks. Not at all. But I think that their chance to prove that they are open minded and welcoming to a increasing foreign population that is staying in their country and not just passing has yet to come.

Right now, I don’t think racism is a problem for white folks in Taiwan, I agree with those who say we benefit from positive racism. If you are not white, it is a totally different story already today.[/quote]